Langweilen Sie Ihre Mitarbeiter nicht länger – mit diesen 6 Geschichten können Sie Menschen inspirieren.

Unternehmer und Führungskräfte, die große Ziele erreichen möchten, wissen, dass sie ihre Mitarbeiter inspirieren sollten. Aber wo lernt man das Inspirieren? Ihre Rede bei der Firmenfeier wird eher mit höflichem Applaus ertragen als begeistert erwartet. Vergeben Sie diese großartigen Chancen nicht länger. Erzählen Sie eine dieser 6 Geschichten.

(Die Struktur und zahlreiche inhaltliche Impulse zu diesem Artikel stammen aus dem empfehlenswerten Buch „The Story Factor: Inspiration, Influence, and Persuasion through the Art of Storytelling“ von Annette Simmons)

1. Die „Wer bin ich“ – Geschichte

Versetzen Sie sich in die Lage von Martin als Redner bei einer Vortragsreihe mit einigen anderen der besten Redner Deutschlands. Inhaltlich ist es schwer, den Standard zu halten oder gar noch etwas hinzuzufügen. Und weil Martin Vertriebler ist, sind die Zuhörer ihm gegenüber per se schon etwas voreingenommen. Welche Chancen hat Martin? Würde er sagen: „Ja, ich bin reich und kann einfach gut reden…  aber ich bin kein Besserwisser. Ihr könnt mir vertrauen!“ , wäre wahrscheinlich bei den meisten Zuhörern der Ofen schon aus.

Würde er erzählen „Ich bin ein guter Mensch (intelligent, moralisch, ethisch, gut vernetzt, gut informiert, erfolgreich – was auch immer Attribute eines Menschen sind, dem man vertraut) und deshalb vertrauenswürdig!“ wären die Zuhörer abgestoßen, denn so etwas möchten Sie selbst herausfinden.

Gängige Überzeugungstechniken oder charismatisches Getue hätten bei erfahrenen Menschen in der Zuhörerschaft einen ähnlichen Effekt.

Annette Simmons zitiert in ihrem Buch eine New York Times Studie aus dem Juli 1999. Dieser Studie zufolge denken 63 % der Befragten, dass man bei den meisten Menschen nicht vorsichtig genug sein kann und 37 % denken, dass die meisten Leute einen übervorteilen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten.

Bevor Menschen Ihnen erlauben, Einfluss in ihrem Leben auszuüben, wollen sie wissen, wer Sie sind und warum Sie hier sind. Das kriegen Sie nur über eine gute Geschichte kommuniziert.

Martin Limbeck erzählt, wie er im Ruhrgebiet aufwuchs und wie ein Schüleraustausch in die USA sein Leben veränderte. Dort lernte er seine Möglichkeiten unternehmerisch zu nutzen und dass harte Arbeit Türen in ein anderes Leben öffnen kann.

2. Die „Warum bin ich hier“ – Geschichte

Menschen merken es sofort, wenn Sie verborgene Absichten haben. Die eigenen Ziele verbergen zu wollen, ist daher ausdrücklich NICHT zu empfehlen. Sagen Sie offen heraus was Sie sich vom Verkauf Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung oder von der Formulierung von Unternehmenszielen erhoffen. Warum sind Sie hier und warum engagieren Sie sich dafür, dass die Leute Ihnen zuhören?

Natürlich muss unser Nutzen nicht immer ein finanzieller sein. Doch auch bei ehrenamtlichen oder gemeinnützigen Aktivitäten erhoffen wir uns irgend etwas für uns selbst: Innere Erfüllung, eine stabilere Gesellschaft, ein Platz für unsere Kinder …

Spätestens seit Simon Sineks viel beachtetem TED-Talk wissen wir, dass die WARUM-Frage die ultimative Frage ist, die sich nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Kunden stellen und die wir alle viel öfter beantworten sollten. 

3. Die Visions – Geschichte

Jetzt ist es Zeit, den Zuhörern zu sagen wo Sie hin wollen und was für sie drin liegt, wenn sie mitgehen.

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupery)

Die Vision, den Umsatz eines Unternehmens in den nächsten 2 Jahren zu verdreifachen, ist vielleicht für Sie als Geschäftsführer motivierend. Doch was löst diese Vision bei einem Mitarbeiter in der Entwicklung, einem Techniker in der Produktion oder einem Vertriebsmitarbeiter aus? Wenn die Mitarbeiter von einer Vision nicht begeistert sind, dann ist das kein Problem der Mitarbeiter, sondern der Vision.

Der Storytelling-Meister Peter Guber erzählt in seinem faszinierenden Buch ‚Tell to win‘, wie er mit einer Vision ein skeptisches Team von älteren und erfahreneren Kollegen überzeugte:

Guber wurde in den frühen 1990er Jahren CEO bei dem von Sony übernommenen Unternehmen Columbia Pictures Entertainment. Das vormals erfolgreiche Columbia war dabei, sich sukzessive  aus dem Film-Business zu verabschieden. Der wirtschaftlichste Bereich war an General Electric verkauft worden und es gab keine einheitliche Richtung, um die Probleme anzupacken. Die neuen Besitzer saßen im 7.000 Meilen entfernten Japan. Sie waren durch einen kulturellen Graben vom Unternehmen getrennt, der noch stärkere Auswirkungen hatte als die räumliche Distanz. Langjährige Manager nutzten die Gelegenheit, ihre Firmenanteile zu verkaufen und machten sich bereits auf die Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten. Wenn es Guber nicht gelingen würde sowohl Sony als auch die besten Leute im Unternehmen für eine gemeinsame Zukunft zu gewinnen, wäre er mit seinem Latein auch ziemlich schnell am Ende.

Was tun?

Während einer Telefonkonferenz, die ihn mit japanisch-englischen Zahlendiskussionen ermüdete, blätterte Guber durch einige Film-Plakate aus dem Columbia Archiv … bis er beim Plakat eines der erfolgreichsten Filme hängen blieb: Lawrence von Arabien.

 

Lawrence von Arabien

Lawrence war britischer Militär-General im damals von den Türken beherrschten Arabien. Die einzige Chance, die Türken zu vertreiben, bestand darin, die arabischen Stämme gegen sie zu vereinen. Diese hatten jedoch unterschiedliche Werte, Überzeugungen und Regeln. Und Lawrence repräsentierte ein fremdes Empire, das den Arabern suspekt war (wie die Japaner den Columbia-Leuten suspekt waren).

Als Lawrence über die unmögliche Herausforderung der Vereinigung aller arabischen Stämme nachdachte, hatte er eine Erleuchtung: „Aqaba!“

Aqaba war eine Hafenstadt, die zum Meer hin fast uneinnehmbar war. Auf der Rückseite war Aqaba durch die kaum überwindbare Nefud Wüste geschützt. Lawrence’s Plan war jedoch, genau das Unmögliche möglich zu machen und von der Wüste her anzugreifen. „Ich werde es tun, wenn Ihr dabei seid!“ sagte er zu den Leitern der arabischen Stämme. Sie waren dabei! Sie überwanden die Türken und teilten Gold und Ehre. Die Aqaba-Geschichte wurde in Arabien und auf der ganzen Welt zur Legende.

Guber erzählte die Aqaba-Geschichte auf der Weihnachtsfeier von Columbia. „Das sind wir!“ sagte er zu den Columbia-Mitarbeitern. „Wir sind eine verstreute Gruppe von Unternehmen, aber eigentlich sind wir doch ein Stamm. Wir müssen das Unmögliche möglich machen.“ Die Geschichte ging wie ein Lauffeuer durch das Unternehmen und  änderte die Herzenshaltung der Mitarbeiter. Mit vereinten Kräften und den finanziellen Ressourcen aus Japan schaffte Columbia den Turnaround. Bestimmt kennen Sie einige der Filme, die die erfolgreichen nächsten Jahre begleiteten: Philadelphia, Schlaflos in Seattle, Terminator 2, Und täglich grüßt das Murmeltier, …

Eine gute Visions-Geschichte, wie die Geschichte von Lawrence und Aqaba, schärft die Richtung einer Organisation und hilft jedem „Stammes“-Mitglied daran zu glauben, dass Großes möglich ist. Nur gemeinsam kann etwas geschaffen werden, was dem Individuum wiederum Sicherheit und eine gute Zukunft bietet.

4. Die Lehr – Geschichte

Was auch immer Sie im Leben erreichen möchten – sehr wahrscheinlich werden sie irgendwann jemandem etwas beibringen müssen: einen Brief zu schreiben,  eine Software zu entwickeln, Telefonate anzunehmen, eine Gruppe von (ehrenamtlichen) Mitarbeitern anzuleiten, …

Haben Sie sich auch schon mal darüber geärgert, dass Sie alles mehrfach erklären mussten?

Vielleicht lag es nicht an der mangelnden Aufmerksamkeit Ihrer Mitarbeiter, sondern daran, dass Sie Ihre Informationen nicht in eine Geschichte gepackt haben!? Wir Menschen können uns abstrakte Informationen nämlich äußerst schlecht merken.

Wenn Sie zum Beispiel jemandem zeigen wollen, wie er eine Software oder das neue Intranet benutzen soll, dann können Sie ihm Schritt für Schritt erklären, welche Buttons er klicken und welche Struktur er beachten soll. Sie können ihm aber auch die Geschichte von einem erfolgreichen Projekt erzählen – wie wir es zum Beispiel mit dem Video für Protonet getan haben:

Plato war – wie Annette Simmons richtig feststellt – ein Meister der Lehrgeschichten. Um die Gefahren und Grenzen der Demokratie zu verdeutlichen, erzählte er die Geschichte einer Schiffs-Crew in der Mitte des Ozeans. Die Crew folgte der Mehrheits-Regel in Bezug auf die Navigation des Schiffs. An Bord war ein begabter Navigator, der allerdings zu den introvertierten Zeitgenossen gehörte. In der Angst davor, auf dem Meer verloren zu gehen, hörte man jedoch auf ein eloquentes, charismatisches Teammitglied, das sich leichter Gehör verschaffen konnte. Die Folge war, dass das Schiff nie wieder in den Hafen zurück kehrte und die gesamte Besatzung an Hunger und Durst auf dem offenen Meer starb.

Demokratie und die Meinungsfindung in Gruppen ist komplex. Plato macht es uns jedoch leicht, die Dynamiken zu verstehen und davon zu lernen.

5. Die Werte – Geschichte

Die gängige Vorgehensweise, um Werte in Unternehmen zu kommunizieren, ist das Erstellen ausführlicher Leitfäden und Poster – oft in langen Sitzungen und durch die Unterstützung teurer Berater. Doch welche Wirkung zeigen diese schönen Formulierungen an der Wand oder auf der Webseite tatsächlich?

Statt beispielsweise den Wert „Integrität“ in Ihren Wertekatalog zu schreiben, können Sie auch die Geschichte von einem Verkäufer erzählen, der in in einer ethisch kniffligen Situation auf seinen eigenen Vorteil verzichtete, wodurch er und sein Unternehmen aber langfristig profitierten.

Ich erzähle gerne die Geschichte von einem Auftrag in der Anfangszeit von AHA!Videos, bei dem sich zunehmend der Eindruck verstärkte, dass wir mit unserer Arbeit ein Unternehmen mit fragwürdigen Techniken  unterstützen würden. Obwohl wir den Auftrag aus finanzieller Sicht dringend gebraucht hätten und der Kunde bereits unterschrieben hatte, verzichteten wir auf die Beauftragung. Wenige Tage später kam dann der erste Auftrag eines globalen Großkunden, mit dem wir in den Folgejahren ein Vielfaches des entgangenen Umsatzes gemacht haben.

Eigentlich sollten wir alle Experten in Werte-Geschichten sein, denn schließlich sind wir mit ihnen aufgewachsen: Die „Märchen“.

Welche Werte werden uns vermittelt, wenn eine junge Frau in einen langen Schlaf fällt, bis ein Prinz kommt und sie wach küsst? Oder was vermittelt uns die Geschichte von einem Team ausgestoßener Tiere, die den Kampf gegen das Böse aufnehmen? Und was bedeutet es, wenn nach dem „richtigen“ König einer Nation gesucht wird, der den Schurken wieder vom Thron entfernen soll?

Welche Märchen oder Werte-Geschichten sollten Sie in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Familie erzählen – und welche auf keinen Fall?

6. Die „Ich weiß was Sie denken“ – Geschichte

Menschen lieben es, wenn Dinge ausgesprochen werden, die sie bereits irgendwie denken – aber vielleicht noch keine Worte dafür haben. Und wer freut sich nicht, wenn er das Gefühl hat, wirklich verstanden zu werden. Das gilt sogar dann, wenn Sie eine kontroverse Meinung haben, aber erst die Meinung der Zuhörer wertschätzen und erwähnen, bevor Sie Ihre eigene Position vorbringen.

Bei diesen Geschichten geht es weniger um Wissen als darum, dass Sie sich wirklich um Ihr Gegenüber kümmern. Der englische Satz „People don’t care how much you know until they know how much you care.“ bringt das gut auf den Punkt. (Auf deutsch klingt es leider nicht so schön: Menschen kümmern sich nicht so sehr darum, wie viel Sie wissen, bevor sie wissen dass Sie sich kümmern.“)

Sie müssen übrigens gar nicht immer ins Detail gehen. Manchmal können Sie den Menschen auch mit einem Bild aus der Tierwelt – zum Beispiel einem Pinguin – zeigen, dass Sie ihre Situation und ihre Bedürfnisse verstehen.

Wie Sie diese ganzen Tipps zum erzählen inspirierender Geschichten umsetzen, ist gleichermaßen Ihrer Kreativität und Freiheit überlassen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg in Ihrem Element.

Und wenn wir Sie dabei unterstützen können, Ihre Geschichte online zu erzählen, lassen Sie uns reden.

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